↑
In den Venen wird das sauerstoffarme Blut aus dem Gewebe zur Sauerstoffanreicherung zum Herzen zurücktransportiert. Beim Transport des Blutes aus den Beinen zum Herzen ist die Schwerkraft zu überwinden. Die Wadenmuskelpumpe transportiert das Blut herzwärts und die Venenklappen verhindern den Rückfluss nach unten. Somit wird das Blut ähnlich wie in einem Fahrstuhl nach oben abtransportiert.
Krampfadern entstehen, wenn sich durch eine meist erblich bedingte Veranlagung oberflächliche Venen erweitern und in der Folge die Venenklappen nicht mehr richtig schließen.
So kann letztlich ein Teil des Blutes, welches durch die tiefen Venen herzwärts transportiert wird, durch die undicht gewordenen Klappen der oberflächlichen Venen wieder nach unten absacken. Nun kommt ein Teufelskreis in Gang, da es durch den Blutstau zu einer weiter zunehmenden Erweiterung der oberflächlichen Venen kommt, mit einer ebenfalls schlechter werdenden Klappenfunktion. Bleibt dieser Zustand über Jahre unbehandelt, können infolge der Überlastung nach einer gewissen Zeit auch die Klappen in den tiefen Venen ihre Funktion einbüßen.
Neben den erblichen, kaum beeinflussbaren Risikofaktoren gibt es aber weitere, sehr gut beeinflussbare Risikofaktoren. Dazu zählen:
Zunächst einmal: Krampfadern sind kein rein kosmetisches Problem. Die Tatsache und der Hinweis darauf, dass auch die Großmutter mit ihren Krampfadern über 90 Jahre alt geworden ist, verdeutlicht zwar, dass Krampfadern nicht unbedingt eine Verringerung der Lebenserwartung zur Folge haben, lässt aber meist außer Betracht, dass die betreffende Person z.B. 20 Jahre lang mit einem "offenen Bein" gelebt hat oder vielleicht eine Thrombose erlitten hat. Unbehandelte Krampfadern verursachen unangenehme Beschwerden wie Schwere- und Hitzegefühl sowie Schwellungsneigung und können zu fortschreitenden Veränderungen an der Haut im Unterschenkelbereich führen.
Am Anfang steht die im Tagesverlauf zunehmende Schwellungsneigung der Beine. In weiterer Folge tritt eine zunehmende bläuliche Verfärbung im Innenknöchelbereich auf. Dann folgt meist eine sich ausbreitende rötliche Verfärbung des Unterschenkels, die Haut verliert ihre Elastizität und verhärtet sich. Im Laufe der Zeit werden die zunächst noch rötlichen Verfärbungen zunehmend dunkler und eher bräunlich (bedingt durch Eisenablagerungen in der Haut als Folge des venösen Blutstaus). Häufig treten in diesem Bereich auch stark juckende Ekzeme auf. Diese veränderten Hautareale sind gegenüber kleinsten Verletzungen anfällig und es bilden sich leicht offene Wunden, die nicht spontan abheilen, sondern eher an Größe zunehmen. (Ulcus cruris venosum)
All diese Veränderungen können auftreten, ohne dass äußerlich sichtbare Krampfadern bestehen. Übrigens sind etwa 70 % der offenen Beine venös bedingt und nicht wie allgemein vermutet z. B. ein "Raucherbein".
Außerdem kann es in Krampfadern zu sehr unangenehmen, schmerzhaften Venenentzündungen kommen. Hierunter versteht man die Gerinnselbildung (Thrombosierung) oberflächlicher Venen mit Entzündung des umgebenden Gewebes. Wächst ein solches Gerinnsel weiter und erreicht das tiefe Venensystem, so kann es zur Ausbildung einer Thrombose mit der Gefahr einer Lungenembolie kommen.
Beim Venengesunden fließen 90% des Blutes in den tiefen Beinvenen, und nur 10% fließen in den oberflächlichen Venen. Bei Patienten mit Krampfadern erfüllen diese oberflächlichen Venen keine Funktion, ganz im Gegenteil, sie machen bereits von den tiefen Venen erledigte Arbeit zunichte und können darum ohne Nachteil beseitigt werden.
Ich beginne immer mit einer Befragung des Patienten. Zuerst sind Angaben zur Vorgeschichte des Patienten wichtig. Leiden z. B. Eltern und Großeltern an Krampfadern oder hat es Thrombosen bei Eltern oder Geschwistern gegeben. Hiermit kann bereits eine erbliche Veranlagung festgestellt werden. Besonders wichtig sind die vom Patienten geschilderten Beschwerden wie z.B. ein Schweregefühl in den Beinen, Schwellneigung, gelegentliche Wadenkrämpfe und Schmerzen in den Beinen.
Es folgt die Inspektion der Beine. Sind kleine oder große Krampfadern erkennbar, finden sich Wasseransammlungen im Knöchel- oder Vorfußbereich oder gibt es bereits Hautveränderungen mit Dunkelverfärbung, schmerzhaften Entzündungen oder schon offene Wunden? Nach dem Tasten der Fußpulse wird eine Duplex-Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die genaue Aussagen über Lage, Größe und Bedeutung von erkrankten Venenabschnitten gibt.
Die althergebrachte Verödung mit flüssigen Verödungsmitteln war auf Grund der Tatsache, dass diese in Abhängigkeit von der Blutmenge in der Vene stark verdünnt wurden, besonders bei größeren Krampfadern weniger wirksam. Der Verödungsschaum wird durch Mischung eines Verödungsmittels mit einem Gas erzeugt. Durch Injektion des Verödungsschaumes in die Krampfader wird das Blut für kurze Zeit aus dem zu behandelnden Areal verdrängt und kann in dieser Zeit die Venenwand so schädigen, dass sie vom Körper in den drauf folgenden Tagen und Wochen verschlossen wird.
Prinzipiell ja. Allerdings sollte man bei Krampfadern mit einem Durchmesser von über einem Zentimeter durchaus alternative Methoden wie eine Operation, eine Laserbehandlung oder eine Radiofrequenzablation in Erwägung ziehen.
In sämtlichen großen Studien der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass das Behandlungsergebnis in Bezug auf das klinische Bild 5 Jahre nach der Therapie bei allen Methoden gleich war. Im Duplex-Ultraschall zeigten sich jedoch nach Schaumverödung häufiger Rekanalisationen der behandelten Venen. Diese sind jedoch bei den empfohlenen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen leicht auffind- und behandelbar.
Am liegenden Patienten wird die Vene unter Ultraschallsicht punktiert und der Sklerosierungsschaum injiziert. Nach einer kurzen Einwirkdauer wird die Einstichstelle mit einem Pflaster versorgt. Ein Kompressionsverband ist meist nicht nötig. Am Tag der Verödung sollte auf normale Bewegung geachtet werden. Eine längerdauernde Ruhigstellung wie eine lange Flug- oder Busreise wird an diesem Tag nicht empfohlen. Die Arbeitsfähigkeit ist nicht eingeschränkt. In den Tagen nach der Verödung sollten Wannenbäder sowie Besuche in Sauna oder Thermalbad vermieden werden.
Verhärtungen besonders entlang oberflächlich gelegener Venen sind Teil der Verödung und keine Nebenwirkung. Diese können manchmal druckempfindlich sein. In diesen Fällen ist der Druck von außen durch einen Kompressionsstrumpf oder eine Bandage oft hilfreich.
Manche Patienten neigen zu überschießenden Pigmentierungen (Braunverfärbungen) entlang der oberflächlichen Krampfadern. Diese bleiben oft mehrere Monate bestehen, bevor sie sich von selbst zurückbilden.
Venenentzündungen treten mit einer Häufigkeit von 1-2 % auf und werden mit festen Verbänden behandelt. Tiefe Beinvenenthrombosen kommen mit einer Häufigkeit von 1-2/ Tausend behandelten Patienten vor und werden mit Verbänden und speziellen blutgerinnungshemmenden Medikamenten behandelt.
Ebenso selten (1-2 /Tausend) sind Sehstörungen und Migräne, die unmittelbar nach der Verödung auftreten und für wenige Stunden anhalten können. Besonders Patienten mit Migräneanamnese sind von dieser Nebenwirkung betroffen.