Die häufigste Ursache offener Beine sind venöse Erkrankungen wie Krampfadern oder das postthrombotische Syndom. Die Kompressionstherapie ist die grundlegende und wichtigste Behandlungsmodalität bei venösen Beingeschwüren. Ihre Wirksamkeit hängt vorwiegend vom ausgeübten Druck und von der Elastizität des verwendeten Verbandsmaterials ab. Durch Druckeinwirkung auf das Bein von außen wird nicht nur die Mikrozirkulation, sondern auch die Insuffizienz der großen Venen entscheidend verbessert.
Wegen der besseren klinischen Wirksamkeit von unelastischem Material bevorzugen wir Zinkleimverbände ("Fischerverbände") für die Heilungsphase. Eine häufig gestellte Frage, die im Rahmen unserer regelmäßig durchgeführten Kompressionskurse auftritt, betrifft Wundauflagen. Die ideale Wundauflage sollte das Wundsekret absorbieren, nicht mit der Wunde verkleben und keine Allergien auslösen. Bisher fehlen randomisierte kontrollierte Studien, welche die Überlegenheit von speziellen Wundauflagen überzeugend nachweisen.
Bei Patienten mit Klappenschäden im tiefen Venensystem (postthrombotisches Syndrom) sind Ulkusrezidive leider relativ häufig. Durch konsequentes Tragen von Wadenkompressionsstrümpfen kann oft ein Wiederauftreten eines Beingeschwüres verhindert werden.
Häufig sind jedoch lediglich die oberflächlichen Venen erkrankt. Diesen Patienten kann man durch eine ultraschallgezielte Schaumverödung helfen, die ohne Narkose und ambulant auch bei älteren Patienten problemlos durchgeführt werden kann und die Abheilung des Beingeschwürs beschleunigt.
Die zweithäufigste Ursache (~10%) eines Beingeschwürs ist eine arterielle Verschlusskrankheit, bei der feste Kompressionsverbände kontraindiziert sind. Entscheidend ist es, vor Beginn einer Kompressionsbehandlung eine arterielle Verschlusskrankheit durch eine Doppler Ultraschalluntersuchung oder periphere Oszillometrie auszuschließen. Bei sogenannten „gemischten Ulzera“, bei denen zusätzlich zu der arteriellen Komponente auch ein venös bedingtes Ödem besteht, vermag eine sorgfältige und entsprechend modifizierte Kompressionsbehandlung das Bein zu entstauen und sogar den arteriellen Einstrom zu fördern.
Über viele Jahre wurde ein venöses Beingeschwür mit einem postthrombotischen Syndrom mit Schädigung der tiefen Beinvenen gleichgesetzt. Da eine ursächliche Therapie einer Klappenschädigung in den tiefen Beinvenen nicht möglich ist, konnte Ulkuspatienten ausschließlich eine Kompressionstherapie angeboten werden.